Deutsche Bahn zeigt sich kulant

Frau mit Mundschutz sitzt auf ihrem Gepäck

Was für ein Chaos, erst werden alle Veranstaltungen gestrichen, dann fallen Urlaube und Ausflüge ins Wasser. Danach schließen immer mehr Betriebe die Türen und schicken ihre Angestellten nach Hause ins Homeoffice. Und als Krönung kommt dann auch noch die Kontaktbeschränkung. Zuhause bleiben ist die Devise!

Trotz der Ausgangsbeschränkung gibt es aber auch weiterhin noch viele Menschen, die auch in diesem Chaos von A nach B kommen müssen. Um so erfreulicher ist nun die Reaktion der Deutschen Bahn, die sich in dem ganzen Wirrwarr überraschend kulant zeigt. Obwohl die DB immer wieder betonte, dass es trotz COVID-19 aktuell keine besonderen Einschränkungen für Zug- und Busreisen gibt, sind die Veränderungen und Umstellungen auch hier deutlich sicht- und spürbar.

Was macht man nun mit dem Zugticket, wenn der Grund für die Fahrt gestrichen wurde? Gerade in der Eventbranche wurde so gut wie alles gecancelt oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Der geplante Konzertbesuch, der Ausflug zu Oma und Opa oder der tägliche Weg zur Arbeit, alles ist geplant und gebucht und findet doch nicht statt. Die Deutsche Bahn bietet ihren Kunden in der Corona-Krise umfangreiche und faire Möglichkeiten, ihre Reise zu verschieben oder zu stornieren. Insbesondere den Teilnehmern der abgesagten oder verschobenen Großveranstaltungen gegenüber, zeigt sich die Deutsche Bahn derzeit sehr entgegenkommend. So können Fahrscheine für den Fernverkehr kostenlos erstattet werden, wenn der konkrete Reiseanlass aufgrund von COVID-19 entfällt. Dies gilt unteranderem auch für Tickets in die betroffenen Krisengebiete.

Kunden mit gebuchten Tickets haben dabei im Wesentlichen zwei Möglichkeiten. Zum einen können Tickets, die bis zum 13. März 2020 für Reisetage bis 30. April 2020 gekauft wurden, jetzt bis zum 30. Juni 2020 flexibel zur Reise genutzt werden.

Zum anderen besteht für jene, die ihre Reise wegen des Coronavirus nun nicht mehr antreten möchten, die Möglichkeit einer sogenannten Sonderkulanz. Mit dieser Sonderkulanz können Fernverkehrsfahrkarte kostenfrei in einen drei Jahre gültigen Gutschein umgewandelt werden. Fahrkartenangebote des Regionalverkehrs, darunter fallen Einzelfahrkarte, Quer-durchs-Land-Ticket und Ländertickets des DB Tarifs, sind ebenfalls kostenlos umwandelbar.

Alle online oder mobil gebuchten Tickets können nun also schnell und selbständig in einen Reisegutschein umgewandelt werden. Dazu wird auf bahn.de extra ein neu entwickelter, selbstbedienter Prozess zur Verfügung gestellt, mit dem die DB-Kunden ihren Gutschein ganz ohne Wartezeit und unverzüglich per Mail zugeschickt bekommen.  Selbst in den Fällen, in denen das gebuchte Hotel am Zielort plötzlich unter Quarantäne steht, tritt die Kulanz-Regel in Kraft. Betroffene Kunden sollen sich sodann an die Verkaufsstellen und die Kundenservice-Kanäle der DB wenden.

Des Weiteren ist die Zugbindung bei Sparpreisen und Super Sparpreisen – national und international- aufgehoben. Reisende mit einem Flexpreis oder Flexpreis Business haben unabhängig von den aktuellen Sonderkulanzen die Möglichkeit, ihre Fahrkarten kostenlos zu stornieren. Diese Kunden werden gebeten, die üblichen Stornierungswege zu nutzen.

Auf dem Umtauschportal der Deutschen Bahn können Fahrkarten kostenlos ganz einfach, schnell und selbstständig storniert werden. Alternativ zum DB-Umtauschportal können Kulanzanträge auch über das Kulanzformular an die DB-Mitarbeiter gesendet werden. „Die Kulanzregelungen gelten in den kommenden Wochen, deshalb ist es nicht erforderlich, sich unverzüglich zu melden“, betonte das Unternehmen. Anträge auf Erstattung können demnach problemlos auch noch nach dem gebuchten Reisetag eingereicht werden.

Eine Person steht vor einem durchfahrenden Zug
So mancher Zug rauscht dieser Tage einfach durch (Foto von Fabrizio Verrecchia von Pexels)
Dass es aktuell eben doch zu gravierenden Einschränkungen für Zug- und Busreisen kommt, belegte eine Pressemitteilung der DB in der dpa-AFX. Dort heißt es, dass die Deutsche Bahn in den nächsten Tagen ihren Regionalverkehr deutlich einschränken wird. Damit reagiert das Unternehmen auf die geringe Zahl an Fahrgästen als Folge der Coronavirus-Krise, wie eine Sprecherin in Berlin sagte. Die Zahl der Züge werde schrittweise an die sinkende Nachfrage angepasst. Ein „Notfahrplan“ sei das jedoch nicht. Zuvor hatte der Spiegel über die Maßnahmen der Bahn berichtet. Demnach sollten die Fahrpläne bereits von Dienstag den 17.03.2020 an ausgedünnt werden. Außerdem kontrollieren die Zugbegleiter in den Regionalzügen die Fahrkarten bis auf weiteres nicht mehr. Dies geschieht zum Schutz von Fahrgästen und Mitarbeitern, sagte die Sprecherin. Die Schaffner fahren aber weiterhin in den Zügen mit. Doch abgesehen von der Entwicklung bezüglich der Tickets, zeigt sich die DB derzeit auch in viele weitere Corona-Hilfs-Projekte sehr entgegenkommend und hilfsbereit. So zum Beispiel mit der Hamburg Box. Seit März ermöglicht die Hamburg Box einen komfortablen und zeitlich flexiblen Warenempfang ohne Warteschlangen. Da die aktuelle Situation für viele Händler im Stadtgebiet und am Bahnhof eine große Herausforderung darstellt, hat sich die DB dazu entschieden, den Service auf Weiteres, voraussichtlich bis Ende April, kostenlos für Händler anzubieten. Über den Service, der für Händler unter „Box – Die Abholstation“ bekannt ist, kann man mithilfe eines Online-Buchungsportals der Deutschen Bahn oder per Integration im Online-Shop die Produkte weiterhin an die Kunden liefern, selbst dann, wenn die Filialen geschlossen sind. Händler können direkt und unkompliziert in die Hamburg Box zustellen lassen und ermöglichen somit, dass Kunden ihr Warensortiment auch weiterhin online anbieten können. Auch im Bereich der Lebensmittelversorgung, beweist die Deutsche Bahn zur Stunde ein vorbildliches Maß an Solidarität und Hilfsbereitschaft. So wurden bereits Lebensmittel im Wert von 140.000 Euro von der DB gespendet. Die DB unterstützt im Rahmen der Corona-Krise bundesweit gemeinnützige und soziale Organisationen mit Lebensmitteln. Insgesamt werden über 40 Tonnen Lebensmittel im Wert von rund 140.000 Euro gespendet. Der Großteil geht dabei an die Tafel und die ansässigen Suppenküchen und kommt somit hilfsbedürftigen Menschen zugute. Ursprünglich waren die Lebensmittel für den eigenen Verkauf in der Bordgastronomie der Fernverkehrszüge vorgesehen. Das Bundesgesundheitsministeriums veröffentlichte eine Vorsorge-Empfehlung, durch die die Bordrestaurants derzeit nur Speisen und Getränke in Einwegverpackungen und als ToGo-Artikel anbieten darf. Frisch zubereitete Speisen können daher momentan nicht verkauft werden. Völlig einwandfreie Lebensmittel wegschmeißen kommt andererseits aber auch absolut nicht in Frage und so fand die DB eine perfekte Lösung Ebenfalls überraschend kulant zeigt sich die Deutsche Bahn ihren Mietern gegenüber. Die DB lässt ihre Pächter in den Bahnhöfen mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht allein und will schnell und pragmatisch helfen. Weil weniger Reisende unterwegs sind und Geschäfte teilweise geschlossen sind, bietet die DB daher zunächst für den April eine Stundung der Miete an. Mit rund einer Million Quadratmeter Fläche ist die DB einer der größten Vermieter von Handelsflächen in Deutschland. Auch die Rückholaktion der Bundesregierung wurde verlängert und läuft ganz nach dem Motto „Flugticket ist Zugticket“. Die Rückholaktion, mit der Urlauber von der Lufthansa oder anderen Fluglinien nach Deutschland geholt werden, ist bis einschließlich 15. April 2020 verlängert worden. Die Regelung, dass das Flugticket oder die Bordkarte kostenfrei bis zum Bahnhof des Zielflughafens bzw. der Rail&Fly-Tickets zum Heimatbahnhof genutzt werden kann, bleibt bestehen Diese und viele weitere Projekte sorgen gerade in Zeiten der Krise für ein inspirierendes Zusammengehörigkeitsgefühl, an dem sich jeder ein Beispiel nehmen sollte. Solidarität anstelle von Egoismus, vereinte Kräfte anstatt Rücksichtslosigkeit und Kulanz statt Borniertheit.  

Beitragsbild: Foto von Anna Shvets von Pexels